Taijiquan und Qigong
Taijiquan (häufig auch Tai Chi) und Qigong zählen zu den chinesischen Bewegungskünsten. Während im Qigong mehr der gesundheitliche Aspekt im Vordergrund steht und die Übungen z.T. schon vor 3000 Jahren aufgezeichnet wurden, ist Taijiquan eine aus dem 18. Jahrhundert überlieferte Kampfkunst, deren Bewegungen immer Angriffs- und Verteidigungstechniken enthalten.
Eine kleine Vorführung ...
Die Gedankenwelt dahinter
Nichts in der Welt ist weicher und schwächer als Wasser und doch gibt es nichts, das wie Wasser Starres und Hartes bezwingt. Unabänderlich strömt es nach seiner Art. Daß Schwaches über Starkes siegt, Starres Geschmeidigem unterliegt. Wer wüßte das nicht? Doch wer handelt danach!Laozi Daodejing V78, Übersetzung Ernst Schwarz
Was bedeutet
TAIJIQUAN?
Taiji (Tai Chi) = “Das Höchste Äußerste” als Ausdruck der daoistischen Philosophie
Quan (Chuan) = leere Faust, womit üblicherweise Kampfkünste bezeichnet werden.
Körper, Geist und Qi sind verbunden zu einer kraftvollen Einheit.
„Kampfkunst nach dem Prinzip des Yin und Yang“ bedeutet Selbstschutz auf sanfte und friedliche Art; Selbstverteidigung im klassischen (gegen einen Gegner/Partner) wie auch im erweiterten Sinne (Abwehr von Krankheit und unguten psychischen Einflüssen).
Anders als im Qigong, bei dem im Allgemeinen der Aspekt der Gesundheit im Vordergrund steht, verkörpert jedes Bewegungsbild der komplexen Taiji-Bewegungsformen eine Selbstverteidigungstechnik – die allerdings in entspanntem, friedlichen Geisteszustand und ohne Gegner geübt wird und zunächst vorrangig einer Verbesserung der Körperkontrolle und des Körperbewusstseins dient.
Besonders deutlich erkennbar und unterschiedlich intensiv im Training integriert wird der Kampfkunstaspekt bei den sogenannten Waffenformen (mit Stock, Schwert, Speer, Säbel oder Fächer) und Partnerübungen (Tui Shou = schiebende Hände = Push Hands).
Taijiquan bietet wie auch Qigong die Möglichkeit, durch ebenfalls langsame, sanfte und runde Bewegungen kombiniert mit entspannter Atmung und geistiger Aufmerksamkeit die Lebensenergien (Qi) zu erhalten und zu stärken.
Zum Erlernen der komplexen Taiji-Übungen bedarf es eines längerfristig angelegten Kurses möglichst wohnortnah. Dabei werden Bewegungen nach bestimmten Prinzipien in einer festgelegten Reihenfolge, der so genannten Form, gelernt. An erster Stelle steht dabei das Bild des Menschen als Einheit. Die Wechselwirkungen von Körper, Geist (Fokus) und Seele (mental-emotionale Aspekte) werden beachtet und in ein förderliches Verhältnis gebracht.
Beim Taijiquan bewegen sich die Übenden aus einer entspannten Körperhaltung heraus in langsamen, gleichmäßig fließenden Bewegungen. Nach einiger Zeit regelmäßiger Praxis wirkt Taijiquan positiv auf unser Wohlbefinden. Der Körper wird beweglicher, die Körperwahrnehmung und -haltung verbessern sich, die Atmung vertieft sich und der Geist wird klarer. Ebenso wie für das Qigong gibt es auch für das Taijiquan bereits eine große Anzahl wissenschaftlicher Studien, die die positiven Wirkungen für uns Menschen belegen.
Im Taijiquan gibt es verschiedene Stile und Formen. Es werden Solo-, Partner- und Waffenformen geübt. Wer möchte kann Taijiquan aber auch als Kampfkunst praktizieren. Unter den Kampfkünsten gehört Taijiquan zu den sogenannten „Inneren Künsten“. Die Herangehensweise unterscheidet sich deutlich von anderen Kampfkünsten, deren Effektivität von Jugendlichkeit und konditionellen Faktoren wie Maximalkraft und Schnellkraft abhängt. Im Gegensatz dazu heißt es im Taijiquan, die „erlernte, innere Kraft“ könne bis ins hohe Alter erhalten und sogar weiter gesteigert werden – wofür es tatsächlich immer wieder eindrucksvolle Demonstrationen hochaltriger Experten gibt, die erstaunliche Fähigkeiten zeigen, jüngere und körperlich überlegene Angreifer zu neutralisieren.
Taijiquan hat seit seinem Aufkommen als besonders „weiche“ Kampfkunst („Cotton Boxing“) und aufgrund der ungewöhnlichen Übungsformen (Langsamkeit der Formausübung, des sogenannten „Long Boxing“) eine Sonderstellung innerhalb der traditionellen chinesischen Kampfkünste inne. In ihrer Geschichte wurde diese außergewöhnliche Kunst durch antike, vor allem vom Daoismus (=Taoismus) beeinflusste Meditationsmethoden sowie durch Gesundheitspraktiken aus dem alten Übungsschatz des Qigong/Daoyin bzw. der Lebenspflege (Yangsheng) bereichert.
Heute kann Taijiquan – obwohl in verschiedenen Schulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten geübt – allgemein als Synthese von Kampfkunst, Meditationstechnik und Gesundheitspflege des traditionellen China eingeordnet werden.
Was ist Qigong?
BEGRIFF
Qi = Energie oder Lebensenergie
Gong = Übung oder Arbeit
Heißt “Mit der Lebensenergie arbeiten”
Qigong ist eine der 5 Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wie auch Akupunktur/Moxibustion, Arzneimitteltherapie, Massage und Ernährungslehre. Das Lösen von Blockaden, Energieausgleich und -stärkung kann sowohl durch einen traditionellen chinesischen Arzt unter anderem mit Akupunktur bewirkt, aber auch durch Qigong-Übungen unterstützt werden.
Es gibt unter dem Oberbegriff Qigong eine Vielzahl von Übungen. Einige Übungen sind mit Bewegung andere eher meditativ. Was aber alle Richtungen des Qigong gemein haben, ist das Arbeiten mit den sogenannten „Drei goldenen Schlüssel“. Diese sind: 1. Bewegung, 2. Atmung und 3. Vorstellung. Mit Bewegung ist auch gemeint, dem Körper in einer ruhenden Position die nötige Struktur zu geben. Zusammen mit der Atmung, die in einigen Übungen bewusst gesteuert wird und den Visualisierungen können wir uns sehr viel Gutes tun. Im Qigong wird der Mensch als Ganzes betrachtet. Körper, Geist und Seele sind untrennbar miteinander verbunden und so wirkt Qigong auf alle drei Bereiche.
Qigong umfasst ein sehr breites Spektrum. Übungen im Liegen, Sitzen und Stehen; mit oder ohne Bewegungen. Man kann die Übungen stark körperlich betonen oder aber mehr meditativ ausführen. Diese Vielfalt macht es möglich, Qigong ohne große Voraussetzungen in jedem Alter praktizieren zu können. Die positiven Wirkungen des Qigong wurden bereits in einer Vielzahl wissenschaftlicher Studien belegt.
Die Bezeichnung Qigong ist erst im letzten Jahrhundert für eine Vielzahl tradierter Übungssysteme gewählt worden, die die Gesundheit stärken. Übersetzt bedeutet es etwa „mit der Lebensenergie (Qi) arbeiten“. Die verschiedenen Übungen haben das Ziel, die Lebensenergie wieder frei ins Fließen zu bringen.